Bradley
Der Verkauf von Tegus sei zu einer echten Nerverei geworden, sagte mir mein Freund Bradley neulich. Er ist vorbeigekommen, damit ich ihm zeige, wie man seine DJI 4 Phantom-Drohne fliegt.
Tegus sind bis zu anderthalb Meter lange Echsen. Laut Wikipedia „zeichnen sie sich durch eine ungewöhnlich hohe Intelligenz aus und können stubenrein sein.“ Bradley verdient seinen Lebensunterhalt seit zehn Jahren mit dem Fangen, Züchten und Verkauf dieser Echsen.

Ein Tegu
Vor einigen Jahren rief mich Bradley an und bat mich um Hilfe, weil seine Drohne in einem Kanal in der Nähe der ehemaligen Raketenfabrik Aerojet in den Everglades abgestürzt war. Das verlassene Åreal liegt nur sechs Kilometer südwestlich von meinem Haus. Es ist für Fahrzeuge nicht zugänglich und mit Betonbunkern übersät, die das Aerojet-Unternehmen in den 1960er Jahren baute, um Feststoffraketenmotoren für ihren möglichen Einsatz im Apollo-Programm zu testen. Das Unternehmen grub sogar einen Kanal, um die Raketentriebwerke auf riesigen Lastkähnen nach Cape Canaveral zu transportieren. Bei den nächtlichen Tests konnte man die Flammen von Miami aus sehen, das etwa 60 Kilometer entfernt liegt. Während des letzten Tests wurden Autos im nahe gelegenen Homestead mit Treibstoff bedeckt, der aus Salzsäure hergestellt war. Man kann sich die Gesundheitsrisiken nur vorstellen.
Die NASA entschied sich schließlich für Flüssigtreibstoffmotoren für ihre Saturn-5-Raketen, und die Aerojet-Anlage wurde geschlossen.
Bradley hatte seine DJI im Aerojet-Kanal notgelandet, als er einen Testflug durchführte, um zu simulieren, wie er seine Tegu-Fallen mit der Drohne aus der Ferne überprüfen könnte. Bradley ist ein Unternehmertyp. In den 70er Jahren verkaufte er IBM-Großrechner.

Teil der Aerojet Anlage
Da stand er also nun, so um die 65 Jahre alt, nur mit einer Badehose bekleidet, und wollte in den Kanal springen, um seine Drohne zu fischen. Meine Aufgabe war es, etwas zu tun, falls ein Alligator auftauchte. Ich fragte: „Bradley, was soll ich tun, wenn da plötzlich ein Alligator ist?“ Er reichte mir dieselbe kleine Pistole, die er aus seiner Jackentasche gezogen hatte, als wir die verlassenen Bunker erkundeten (er richtete sie mit ausgestreckten Armen und einer plötzlichen Seitwärtsbewegung in die Dunkelheit auf potenzielle Feinde, wie es Polizisten im Fernsehen tun).
. Ein Teil der Aerojet-Ruinen
Es gelang Bradley, seine Drohne zu finden. Aber das Wasser hatte sie zerstört. Also kaufte er eine neue. Sie wurde nie Teil seiner Tegu-Fangmethode.
Die Gesetzgeber in Florida haben vor einiger Zeit die Geschäfte mit den Tegus verboten. Sie betrachten die Tiere als invasiv, genau wie die Pythons, die während des Hurrikans Andrew oder eines ähnlichen Sturms aus den Gehegen von Schlangenliebhabern entkommen sind.
Bradley sagt, dass langjährige Fallensteller wie er vom Staat momentan noch „toleriert“ wurden – aber er ist sich nicht sicher, wie lange er die Tiere noch verkaufen kann. Er sagt, dass das Geschäft beschwerlich geworden ist. Er darf nur an Käufer außerhalb von Florida verkaufen. Die Gehege der Tiere müssen nach den neuen Vorschriften ein Meter hohe Wände aus teurem Beton haben. Bradley findet das dumm, denn Tegus können an Betonwände emporklettern, aber nicht an Sperrholz, das er all die Jahre bisher verwendet hat.
Als Bradley sich auf mein Sofa setzt, klingelt sein Handy. „Ich muss da rangehen“, sagt er und stellt den Anruf auf Lautsprecher. Um seine linke Hand ist ein großer weißer Verband, der den Biss eines Tegu verdeckt. Auch die rechte Hand ist voller Kratzspuren.
„Hallo“, sagt eine Frauenstimme. „Verkaufen Sie immer noch Tegus für 150 Dollar?“
Bradley sagt „Ja“, aber der Preis liege bei 250 Dollar.
Sie sagt, er habe ihr in einem früheren Gespräch versichert, der Preis liege bei 150 Dollar.
„Sind Sie zufällig behindert?“ fragt Bradley mit ruhiger Stimme. Ich spitze die Ohren und frage mich, worauf dieses Gespräch hinausläuft.
„Ich habe kürzlich einer behinderten Frau einen Rabatt versprochen“, konzediert Bradley. „Aber der betreffende Tegu hatte einen abgebrochenen Schwanz“, fügt er hinzu.
„Ich bin nicht behindert“ antwortet die weibliche Stimme.
„Ich schätze, ich verkaufe Ihnen trotzdem einen für 150 Dollar“, sagt Bradley.
„Toll“ antwortet die Frau. „Aber ich kann nur 90 Dollar per Kreditkarte bezahlen. Die restlichen 60 Dollar muss ich Ihnen in bar per Post schicken.“
„Rufen Sie doch noch mal an, wenn Sie den Gesamtbetrag per Kreditkarte bezahlen können“, sagt Bradley und fügt hinzu: „Und für den Versand kommen noch einmal 60 Dollar hinzu.“ Er sieht mich an und verdreht die Augen.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagt die Frau knapp und legt auf.
Ich habe Bradley vor etwa sechs Jahren auf dem Feldweg kennengelernt, der zu meinem Grundstück führt. Er hatte mich neugierig gemacht mit seinem blauen Pick-up Truck und seinem schwarzen Schäferhund Troy, der immer seinen Kopf durch das Fenster steckte.
Bradley erzählte mir damals, dass ein Alligator eines Tages plötzlich aus einem Graben emporschoss und Troy ins Wasser zog. Er begann, im Wasser zu rotieren, was Alligatoren tun, um ihre Beute zu ersticken. Bradley sagt, dass Troy und der Alligator sich so schnell drehten, dass er Glück hatte, Troy nicht zu töten, als er den Alligator erschoss. Bradley bezahlte einem Tierarzt schließlich 5.000 Dollar, um Troy wieder zusammenzuflicken.
Ich werde Bradley immer als den Freund in Erinnerung behalten, der nicht viel Geld hatte, aber 5.000 Dollar ausgab, um Troy zu retten.
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